Ein feinfühliger
Liedermacher

Von Sascha Hoffmann

Borken – Seine Augen zeigt Patrick James nur selten. Meist sind sie verschlossen, wenn sich der Singer-Songwriter genüsslich im Gitarrenspiel verliert, dabei in den kuscheligen Schoß seiner Songperlen fällt und immer wieder für kurze Momente abtaucht in seine zauberhaften Traumwelten. Vielleicht geht es dann kurz „back home“ zu seiner Freundin in Australien, die ihn nach eigenen Aussagen gerade am Telefon noch ermahnt hat, er sei während seiner Europatournee zu dünn geworden. Dabei, so berichtet es der 31-Jährige am Donnerstagabend seinen Zuhörern im Borkener Glashaus lachend, habe er auf dem Bauernhof von Gastgeber und Mitveranstalter Michael Pillkowsky drei ordentliche Mahlzeiten pro Tag serviert bekommen. 
 

Dass sich James in Nordhessen wohlfühlt, merkt man vom ersten Moment an, wenn er beim Klampfestimmen mit seinem Publikum plaudert und dann einen Coversong in den Abend schickt, den jeder kennt: „Human“ von „The Killers“. Die Art und Weise, wie er den eigentlich dynamisch treibenden Rockklassiker in ein sanftes Kleid hüllt, lässt erahnen, mit welch feinfühligem Liedermacher man es hier zu tun hat. Es dürfte also doch keine allzu dumme Entscheidung gewesen sein, diesen herrlichen Sommerabend ausgerechnet unter dem gläsernen Himmel eines Gewächshauses zu verbringen, passen die dortigen Temperaturen doch perfekt zum kilometerlangen Strand irgendwo „down under“, an den man den sympathischen Lockenschopf in „Seaside“ nur zu gern begleitet.  

James Werdegang erinnert an die Anfänge weltbekannter Künstler wie Passenger, Ed Sheeran und dem australischen Musiker Vance Joy. Er startete seine Karriere als Straßenmusiker, wurde bald von der australischen Gruppe „Boy & Bear“ entdeckt, die ihn mit auf Tournee nahm und so zehntausenden Fans vorstellte. Seither ist er zumindest in seiner Heimat kein Unbekannter mehr, und auch in Europa schickt er sich an, ein Star zu werden. Seine Solokonzerte jedenfalls, in denen er sich höchstens mal mittels Loopstation selbst begleitet, sind absolute Seelenschmeichler. Songs wie „Hundred Percent“ oder „Anywhere“ kommen in ihren reduzierten Akustik-Versionen noch intensiver daher und bestechen - verglichen mit ihrem allzu perfekten Studiopendant – mit einer musikalischen Bodenständigkeit und stimmlichen Raffinesse, die einfach guttun. Für Gänsehaut sorgen vor allem die ganz ruhigen Momente, in denen der lässige Australier gern auch mal an die irische Singer-Songwriter-Legende Damien Rice erinnert. Dann wird einem beim Lauschen von der einen auf die andere Sekunde wohlig warm ums Herz und man tut es Patrick James gleich: Augen zu und ab in die eigenen Traumwelten.

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